Die IG feministische Autorinnen ≠igfem fordert eine feministische Agenda in Literatur, Politik und Öffentlichkeit! Wir verstehen uns als Labor sowie Interessensgemeinschaft von und für feministische und gesellschaftskritische Autorinnen. Und öffnen – virtuelle – Räume, damit Literatur, damit Kunst entstehen kann.
Das Minimum ist nicht genug. Wir fordern den Rücktritt der Frauenministerin Dr. Susanne Raab, die Frauen nicht ernsthaft vertreten will!
Frauenministerin Raab muss endlich Rückgrat zeigen und ihrer Position gerecht werden!
Wir haben ein Problem. Das Problem ist nicht neu und es ist auch nicht kompliziert zu verstehen. Es heißt Patriarchat und gerade Frauenministerin Raab sollte sich dieses Problems bewusst sein, es erkennen, wenn es offen vor ihr liegt, und entschieden dagegen ankämpfen. Schließlich ist das ihr Job als Frauenministerin. Leider vermissen wir von der Ministerin schmerzlich Rückgrat, Anteilnahme und wirksames Handeln.
Wir als ≠igfem haben anlässlich des Equal Pension Day im August einen Brief an Ministerin Raab geschrieben, in dem wir die Pensionspolitik anprangern und auf die noch immer eklatanten Unterschiede in den Verdiensten und der Pensionsversorgung von Frauen hinweisen. Als Antwort haben wir rund zwei Monate später ein Mail erhalten, in dem uns lediglich bereits bekannte Fakten mitgeteilt wurden: “Der überwiegende Teil der Pensionslücke ist durch die niedrigeren Erwerbseinkommen verursacht. Die kürzere Versicherungsdauer der Frauen hat den zweitgrößten Einfluss.” Mit dem Equal Pay Day haben wir am 31. Oktober auch gerade den Punkt im Jahr erreicht, an dem Männer schon jenes Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Ende des Jahres arbeiten.
Das sind doch alles keine neuen Informationen! Genau diese Punkte haben wir in unserem Brief ja kritisiert. Wir freuen uns, dass jetzt auch das Ministerium von Ministerin Raab die Problemstellung erkannt hat. Eine weitere Analyse des Status quo hat es nicht gebraucht, zielorientierte Maßnahmen allerdings schon. Die wurden von Ministerin Raab gesetzt, indem Broschüren und Folder für unterschiedliche Altersgruppen, Informationsvideos sowie Informationspostkarten produziert wurden. So wurde die Verantwortung einmal mehr auf die einzelnen Frauen abgewälzt und die Ministerin hat sich aus der strukturellen Verantwortung gezogen. Auch zum Equal Pay Day vermissten wir schmerzlich raumgreifende Aktionen.
Wir können nicht sagen, dass uns das überrascht. Die #Burgergate Aussagen von Bundeskanzler Nehammer waren hochgradig frauenfeindlich und klassistisch. Dass Ministerin Raab Kanzler Nehammer in dieser Sache auch noch in Schutz genommen hat, anstatt lautstark zu protestieren, grenzt an Hohn. Aber es reißt ja nicht ab: Die fehlende Stellungnahme zu den Femiziden in Österreich ist nur ein weiteres Beispiel der Unzulänglichkeit von Frau Raab in Bezug auf ihre Verantwortung als Frauenministerin. Wieviele Frauen müssen noch sterben, bis eine wahre Frauenministerin, die sich Feministin nennen will, etwas unternimmt? Selbst wenn es nicht zum Äußersten kommt: Die Anzeige- und Verurteilungsraten bei Gewalt gegen Frauen sind noch immer beschämend gering. Wann steht Frau Raab endlich auf und unternimmt aktiv etwas gegen die Frauenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft?
Aber Frauenfeindlichkeit und Gewalt gegen Frauen beginnen nicht erst bei Handgreiflichkeiten im Job oder im öffentlichen Raum, bei physischer und psychischer Gewalt in Beziehungen und in der schlimmsten Ausprägung bei Femiziden.
Die Benachteiligung von Frauen beginnt schon in der fehlenden feministischen Agenda in der Schule, um eine Sensibilisierung der Buben zu fördern und das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken. Frauenfeindlichkeit steckt schon in unterschiedlichen Bekleidungsregeln für Mädchen und Buben in der Schule, sie findet sich bei unterschiedlicher Behandlung in medizinischer Betreuung, sie wirkt sich bei fehlenden Betreuungsplätzen aus, sie zeigt sich in der unfairen Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit (Haushalt, Pflege von Familienmitgliedern, Erziehung, etc.), sie wird offensichtlich bei der Unterrepräsentation in Führungspositionen (auch in der Politik). Frauenfeindlichkeit findet sich in den von der Regierung ausgehöhlten Mütterrechten, Maßnahmen, die Frauen die Pensionen halbieren und Frauen in die Armut zwingen. Die Benachteiligung beginnt schon bei fehlenden rechtlichen Grundlagen, um den Gender Pay Gap zu schließen – wenn die Strukturen geschaffen werden, in denen Frauen gleichberechtigt agieren können, weil sie gleichberechtigt verdienen, dann sind sicher auch Informationsvideos und Broschüren zur Veranlagung des Geldes sinnvoll.
Die Interessensgemeinschaft Feministische Autorinnen setzt sich für Frauen in der Kunst- und Kulturszene ein, die unter patriarchalen Strukturen und prekären Arbeitsbedingungen leiden. Laut dem Rechnungshofbericht 2020 liegt der Gender Wage Gap in diesem Bereich bei 49,6%, was den Gesamtdurchschnitt von 36,4% übersteigt. Frauen arbeiten aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten und des Gender Pay Gaps oft in Teilzeit, wodurch sie zusätzlich zu ihrer unbezahlten Care-Arbeit in der Familie belastet sind. Die unvermeidlichen Strukturen in Kunst und Kultur erfordern flexible Betreuungsoptionen außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. Frauen leisten außerdem auch vermehrt unbezahlte und unterbezahlte Arbeit in diesem Bereich. In den vorhandenen Machtstrukturen sind Führungspositionen in der Kunstszene männlich dominiert, die eingewachsenen patriarchalen Strukturen sehen keine Notwendigkeit und zeigen keine Bereitschaft zur Verbesserung für Frauen.
Wir als Interessensgemeinschaft Feministische Autorinnen müssen einmal mehr darauf hinweisen, dass das, was getan wird, einfach nicht ausreichend ist. Wir arbeiten aktiv daran, dass zumindest in der Literaturszene eine Förderung für Frauen stattfindet, dass Mädchen und Buben in der Schule auch Werke von Frauen lesen, die bisher aus dem Lehrplan verbannt wurden. Wir erhöhen die Sichtbarkeit von Frauen im Literaturbetrieb und unterstützen Autorinnen dabei, ihre Stimme in der Gesellschaft zu finden und sich Gehör zu verschaffen. Dafür sind wir dramatisch unterfinanziert, dafür bräuchten wir dringend umfangreiche Unterstützung von der Frauenministerin, auf die wir bis heute warten.
Aber wir können nicht an allen strukturellen Ecken und Enden mitkämpfen. Dafür gibt es die Frauenministerin, die auf politischer Ebene für die Gleichstellung von Frauen in unserer Gesellschaft zuständig ist. Eine geringfügige Budgeterhöhung für ein ohnehin geringfügiges Budget wird absolut keine Verbesserung für Frauen mit sich bringen. Das aktuelle Budget für Frauen beträgt noch immer nur 0,027% vom Gesamtbudget, erfolgreiche Erhöhung in Raabs Amtszeit hin oder her.
Im Antwortmail an uns findet sich die Behauptung, dass die “Gleichstellung in allen Lebensbereichen ein wichtiges Anliegen der Frauenministerin” sei. Das ist das absolute Minimum als Frauenministerin. Und das absolute Minimum ist einfach nicht genug.
Gerlinde Hacker
Präsidentin der ≠igfem
Am 12. September erhielt die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek die Ehrenbürgernadel der Stadt Wien. Wir gratulieren Elfriede Jelinek ganz herzlich!
Und wir fordern als ≠igfem den Rücktritt des Kultursprechers der FPÖ, Stefan Berger und zumindest (!) eine Entschuldigung bei Elfriede Jelinek!
UPCOMING ONLINE WORKSHOP:
Feministische Technikphilosophie, KI und die feministische Evaluation von Technologien“
von Prof. Dr. Janina Loh, online
Termin: Freitag 3. November: 9 bis 13 Uhr
Mehr: Digitale Transformation in der igfem
Anmeldungen unter: support@igfem.at, Anmeldegebühr € 10
Einblicke in den vergangenen ONLINE WORKSHOP:
„Was wurde aus Judith Shakespeare? Weibliche Autor:innschaft und ihre Rezeption“ – Mag.a Dr. Veronika Schuchter

Mehr Infos: Veronika Schuchter: Weibliche Autorinnenschaft und ihre Rezeption
GEWINNSPIEL: Mit der ≠igfem ins Kino! Unter allen neuen Anmeldungen für unseren Newsletter verlosen wir 5 Karten für den Film!
Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste der Regisseurin Margarethe von Trotta für Mittwoch, 18. Oktober, 15:00 Uhr zu Kino&Kuchen im Filmcasino.
Margarethe von Trotta erzählt mit viel Empathie die Geschichte ihrer Heldin Ingeborg Bachmann und deren Reise in die Wüste, auf der sie neue Kraft schöpft und sich an die Zeit mit Max Frisch erinnert. Teilnahmebedingungen: Für die Teilnahme muss eine Anmeldung für den ≠igfem Newsletter an support@igfem.at bis Montag Abend um 20 Uhr erfolgen. Am Dienstag werden die Gewinnerinnen ausgelost und benachrichtigt.
Text aus der Schreibgruppe:
Waltraud Schopf-Suchy (17.10.2023)
KRIEG
Babyköpfe werden abgehackt,
Knochenreste vermischen sich mit Sand;
an den Mauern leuchtet Rot
vom Blut der zerfetzten Körper.
Ein Friedensengel hängt mit zerstörten Flügeln
an der Klagemauer,
während Frauen halbnackt
durch die Straßen wanken
und Terroristen höhnisch lachend
einen Greis zu Tode trampeln.
Die Menschlichkeit verliert die Sprache
im Bombenhagel der Unbarmherzigkeit.
Vergeblich rufen Menschen
nach ihrem Gott.
Doch der hat längst sein Gesicht
mit schwarzem Tuch verhüllt.
Er bedauert, dass er seinem Ebenbild
einst einen freien Willen schenkte.
Muss erst ein Gott sich wandeln
und zu einer Göttin werden,
damit das erstickte Schreien
irgendwann zu einem Lächeln wird?
Und wenn sie winkt
und schützend ihre Hände
dem Menschenkind entgegenstreckt, –
ist dann die Zeit gekommen,
um das Böse wegzuwischen
mit ihren Tränen –
und dem freien Willen Menschenliebe
aufzuzwingen?
Antwort von Mag. (FH) Judith Haunold auf: Betreff: „Gierig auf den Galgen“ von F. Klenk, Falter 37/23
„Mit Enttäuschung habe ich den Essay von Florian Klenk zum Fall Teichmeister gelesen. Ausführlich widmet sich Herr Klenk den Protesten, skizziert die Lynchjustiz, prangert den digitalen Vigilantismus an und wundert sich tatsächlich, dass Frauen zu so drastischen Maßnahmen greifen. Dabei hätte ein Blick in die Statistik genügt, um von der Irritation zur Erkenntnis zu gelangen.
Im Bericht „Zahlen und Fakten zu sexueller Gewalt gegen Frauen“ mit Stand März 2021 der Frauenberatungsstellen steht Folgendes: „8,8 % der Frauen, die eine Vergewaltigung erlebten, erstatten Anzeige“ (Seite 5). „Die höchste Verurteilungsquote findet sich im Jahr 1995 mit 25,3%. Seither ist dieser Wert im Sinken. 2019 wurden nur 10,34% der Täter nach einer Anzeige auch verurteilt“ (Seite 6). Anschaulich dargestellt werden die niedrigen Verurteilungsraten auch im Bericht „Sexuelle Gewalt an Frauen: einige Zahlen“ vom Bund Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt Österreich (Https://wwww.sexuellegewalt.at/informieren/zahlen-fakten/) auf Seite 5. 2019 waren von 912 Anzeigen nur 98 erfolgreich. Angesichts dieser Realität sollte ein schwindendes Vertrauen in die Justiz niemanden mehr wundern. Zudem ist das Strafausmaß bei Delikten gerade Kindern gegenüber lächerlich gering. Ein Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch leidet lebenslänglich an den Folgen. Warum sollten Täter also nicht auch lebenslänglich für ihre Taten büßen?
Nur mit einer Aussage hat Herr Klenk recht: Der Staat ist gefordert. Das Strafrecht schützt die Täter (im Zweifel für den Angeklagten) und lässt die Opfer im Stich. Die Justiz folgt diesem Irrtum des Patriarchats. Herr Klenk sollte sich mit den Ursachen des Zorns auseinandersetzen, statt das streng formalisierte System hochzuloben und in dieser Sache von Fairness zu sprechen. Bei dieser niedrigen Verurteilungsrate ist das Wort Fairness garantiert nicht angebracht.“ Mag. (FH) Judith Haunold
Literaturfestival „störfeuer 2.23“ von 3. bis 5. 10. 2023
EINLADUNG zu unserem 3 tägigen Literaturfestival
Sich nicht daran gewöhnen, an die Rahmen, an die Beschwichtigungen. Frauen entwerfen sich selbst, Frauen schreiben die Welt, denn Literatur beschreibt nicht nur unsere Wirklichkeit, sondern bringt diese hervor. Die IG feministische Autorinnen ≠igfem, veranstaltet gemeinsam mit der GAV Grazer Autorinnen Autorenversammlung das Literaturfestival „störfeuer 2.23“. Beginn: 19 Uhr
Mehr Infos: https://www.igfem.at/lesungen-2/

Autorinnen:
Claudia Andersagt, Corinna Dietrich, Ingrid Draxl, Jasmin Gerstmayr, Gerlinde Hacker, Elisabeth Hafner, Andrea Kerstinger, Margarita Kinstner, Nicole Makarewicz, Ba Ossege, Hannah Oppolzer, Dorothea Pointner, Paula Römer, Elena Sarto, Gerda Sengstbratl, Johanna Schmidt, Ruth Schneidewind, Waltraud Schopf-Suchy, Susanne Sommer, Eva Surma, Una Steiner.
Vorgestellt wird auch noch „DIE BUCH“ feministischer Podcast und Karin Tonsern, Gründerin von Sisters of Music und Veranstalterin des Sisters Festivals.
Gruppen News
Ab sofort finden alle Online Schreibgruppen wöchentlich statt!
English writing group mondays: 10 -12 h; Schreibgruppe für Fortgescheschrittene montags: 18 – 20 h;
Schreibgruppe donnerstags: 17 – 19 h InterNetz. Frauen
Herbstschwerpunkt in feministischer Theorie https://www.igfem.at/unser-angebot/feministische-theoriegruppe/– und Buchgruppe/feministischer Lesekreis Feministischer Lesekreis ist:
Ingeborg Bachmann
(1926–1973) Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihren Gedichten, Erzählungen, Romanprojekten, Hörspielen und Essays schuf sie ein einzigartiges, vielschichtiges Werk von ungebrochener Strahlkraft.
Online Workshops
1.) Titel „Was wurde aus Judith Shakespeare? Weibliche Autor:innschaft und ihre Rezeption“ – Mag.a Dr. Veronika Schuchter, online
Der Workshop erarbeitet die historischen Entwicklungen von weiblicher Autorinnenschaft, sowohl international als auch mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum und endet bei aktuellen Beispielen und Debatten aus der Literaturkritik. Welche Regeln herrschen im Literaturbetrieb für Männer und Frauen? Wie werden Autorinnen und Autoren inszeniert, wie werden sie bewertet?
Methode und Aufbau des Workshops
Der Workshop arbeitet mit einem Methodenmix, bei dem vor allem die gemeinsame Erarbeitung von Ergebnissen und der Austausch der Teilnehmenden untereinander im Vordergrund steht. Die Expertise der Vortragenden wird vor allem über kurze Impulsvorträge eingebracht. Zu den angewandten Methoden zählen daher neben dem Vortrag Diskussionen in kleineren Gruppen und im Plenum sowie abschließende Reflexionsrunden.
Termin: 27. Oktober, 10-16 Uhr (inkl. Mittagspause) ONLINE, Mehr Infos: Veronika Schuchter: Weibliche Autorinnenschaft und ihre Rezeption
2.) Titel: „Automatic Writing: Connecting to Your Muses and Spirits“ with Sandra Huber, online
In this workshop, Sandra Huber will be presenting exercises, information, and resources designed to open up your engagement with automatic writing and spirit writing. Ultimately, these techniques free creative energy by helping us connect to the muses and spirits around us. Sandra has been engaging with automatic writing and spirit writing for more than a decade, and has published on the topic as well as held artist residencies and workshops focused on this practice. At the end of this workshop, participants will celebrate their achievements, and one another, by finding ways to „perform“ their collaborative work.
Sandra Huber is a writer, researcher, and educator. She holds a PhD in Interdisciplinary Humanities, where she focused on the media and techniques of contemporary witchcraft, and she is currently Assistant Professor and Area Coordinator of Interdisciplinary Studies and Practices in the Fine Arts at Concordia University. Sandra wrote Assembling the Morrow: A Poetics of Sleep (Talonbooks, 2014). She currently lives in Tio’tia’ke / Mooniyang / Montreal where she tries to find more time for fresh air, astrology, cats, and sunsets. sandrahuber.com
„Automatic Writing: Connecting to Your Muses and Spirits“ with Sandra Huber
Dates: 25. October, 16. November, 22. November; in each case 16-19 Uhr CET, ONLINE
3.) „Feministische Technikphilosophie, KI und die feministische Evaluation von Technologien“
von Prof. Dr. Janina Loh, online
In diesem Workshop gehen wir in drei Schritten vor. Zunächst werden die Teilnehmenden die feministischen Strömungen, die sich primär mit Technik befassen, und auch die Rolle, die der künstlichen Intelligenz (KI) in diesen jeweils zukommt, kennenlernen. Hier werden die Teilnehmenden sich auch mit ihrer eigenen feministischen Haltung auseinandersetzen. Denn das wird im zweiten Teil relevant werden, wenn es darum gehen wird, wie eine ethische und insbesondere feministische Bewertung von Technologien erfolgen kann. Damit wir das an konkreten Beispielen üben können, möchte ich die Teilnehmenden darum bitten, eine eigene Technologie mitzubringen – entweder konkret, sodass sie in die Kamera gehalten werden kann oder gedanklich. Es muss keine Technologie sein, die KI involviert. Im dritten Teil werden wir uns dann die Frage stellen, in welcher Form existierende (KI-)Technologien strukturelle Diskriminierungen reproduzieren und an einem Beispiel üben, eine Technologie zu queeren bzw. inklusiver zu gestalten.
Prof. Dr. Janina Loh ist promoviert in Philosophie und zertifiziert zur Anti-Bias-Multiplikatoryausbildung. Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion 2012. PostDoc-Aufenthalt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 2013-2016, anschließend Universitätsassistenz im Bereich Technik- und Medienphilosophie an der Universität Wien 2016-2021. Aktuell hat sie eine Honorarprofessur für Ethik der Technik und ihrer sozialen Kontexte an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Zentrum für Ethik und Verantwortung sowie seit eine Stabsstelle Ethik bei der Stiftung Liebenau inne. Ihre Forschungsinteressen umfassen Verantwortung, Trans- und Posthumanismus, Roboterethik, Hannah Arendt, feministische Technikphilosophie, Polyamorie, Theorien der Urteilskraft sowie Ethik in den Wissenschaften. 2018 erschien die Einführung in den Trans- und Posthumanismus (Junius), 2019 die Einführung in die Roboterethik (Suhrkamp).
Mehr: Digitale Transformation in der igfem
Termin: Freitag 3. November: 9 bis 13 Uhr mit Pause(n) dazwischen. ONLINE
Alle Veranstaltungen sind Online!
Anmeldungen unter: support@igfem.at, Anmeldegebühr € 10 pro Workshop sichert (nur) den Platz im Workshop. Bei Teilnahme fallen zusätzlich Workshopkosten von € 50 an.
Mitglieder, Unterstützerinnen, Mitarbeiterinnen und Frauen mit geringem Einkommen erhalten ermässigte bzw. kostenlose Plätze: Anmeldung und Infos unter support@igfem.at,
Termine & Neue Projekte
Das Projekt: Digitale Transformation (KI/AI) in der ≠igfem! startet: Digitale Transformation in der igfem
und unser EU Projekt startet ab 1.1.2024 „Equal Pay, Equal Show, Equal Gender“ für 3 Jahre. EU-Projekte
WeissNet“ Die Jury tagt und wir hoffen demnächst die ausgewählten Texte präsentieren zu dürfen
***
#igfem – eine feministische Perspektive im heimischen Literaturbetrieb
Wir freuen uns hier den Text von Tanja Grasserbauer zu publizieren:
Die in Wien ansässige Interessensgemeinschaft (IG) feministische Autorinnen, kurz #igfem, will alte Strukturen im Literaturbetrieb aufbrechen. Feministischer Literatur und ihren Autorinnen eine Stimme geben – das ist unter anderem das Ziel ihrer jährlichen Ausschreibung „WeissNet“, denn: Im Literaturbetrieb ist Gleichstellung längst nicht erreicht.
Von Tanja Grasserbauer
Wien. Seit jeher bilden die Werke vorwiegend weißer, christlicher, heterosexueller Männer den sogenannten Kanon der Literatur. Dieser vereint Werke, die als maßgebend und richtungsweisend gelten, denen eine „zeitüberdauernde“ Stellung zugeschrieben wird. Das weiß auch Gerlinde Hacker, selbst Schriftstellerin und Präsidentin der #igfem. „Wenn wir in das Bücherregal blicken, sollten wir uns fragen: Wie viele Bücher sehe ich von Männern, wie viele von Frauen? Bin ich vor allem empathisch gegenüber dem männlichen Blick auf die Welt? Lese ich auch von Frauen? Natürlich muss der Blick von weiblichen Autorinnen nicht zwingend ein feministischer sein. Aber wenn ich in der Bücherwand nur zwei, drei Autorinnen finde, besteht klarer Handlungsbedarf.“
AUSSCHREIBUNG „WEISSNET“
Weiblich gelesene Autorinnen und ihre Werke stärker sichtbar zu machen ist erklärtes Ziel der #igfem – dafür hat der Verein die Ausschreibung „WeissNet“ ins Leben gerufen. Autorinnen ab 18 Jahren, die feministische, gesellschafts- und/oder sprachkritische Texte in deutscher Sprache schreiben, können diese jährlich einsenden. „Wobei wir feministisch nicht eingrenzen, gar nicht. Uns geht es um den Blick von Frauen auf die Welt und ihre Lebensrealitäten“, sagt Gerlinde Hacker. Genderspezifische Framings sollen aufgebrochen werden und einem feministischen Narrativ weichen. Heuer fand die Ausschreibung bereits zum vierten Mal statt. Die von einer weiblichen Jury anonym ausgewählten Texte werden in die jährliche WeissNet-Publikation aufgenommen, und mit einem Honorar von 200 Euro vergütet.
Feministische Texte müssen nicht explizit feministische Themen behandeln, sagt Pia Schneider, Studentin der Deutschen Philologie an der Universität Wien. „Es geht um das Beweisen einer weiblichen Stimme und darum, die unterschwelligen kleinen Unterschiede, die man als Frau erlebt, in der Literatur spürbar zu machen, die Männer nämlich nicht beschreiben, weil sie sie nicht erleben.“
REZEPTION VON FRAUEN IM LITERATURBETRIEB
Gerlinde Hacker weiß, dass die Sichtbarkeit von weiblichen Autorinnen in den Medien der von Männern um einiges nachsteht. „Ganz wichtig ist die Rezeption, und die muss sich ändern, weil in den Medien nach wir vor viele Männer viele Männer besprechen. Es braucht Druck auf die Medienwelt, damit mehr weibliche Autorinnen im öffentlichen Diskurs stehen“. Die Analyse „An wen wir uns erinnern werden“ aus dem Jahr 2020 untersucht 316 Nachrufe zu Personen des Literaturbetriebs in 27 deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen. Das Ergebnis: Von 65 Personen, über die Nachrufe verfasst werden, sind 17 Frauen und 48 Männer. Bezogen auf die publizierten Artikel wurden rund 80% über die verstorbenen Männer verfasst. Bei den Rezensionen im Feuilleton wichtiger Tages- und Wochenzeitungen verhält es sich ähnlich.
Als aktuelles Positivbeispiel für eine Frau, die wirksam rezensiert wird und viele Lesungen hält, nennt Gerlinde Hacker die österreichische Schriftstellerin Gertraud Klemm, die im Frühjahr 2023 ihren feministischen Roman „Einzeller“ veröffentlicht hat.
Aber auch Verlage müssten die Sichtbarkeit von Frauen stärken. „Verlage wollen schauen, müssen schauen, ‚was lässt sich verkaufen?‘. Aber ich glaube auch, dass sie den Lesenden weniger zumuten und somit oft ein Einheitsbrei rauskommt, der ihr Publikum nicht herausfordert, was schade ist“, wie es Hacker beschreibt.
#IGFEM – geimeinsam gegen ALTE STRUKTUREN
Die #igfem hat sich im Jahr 2019 formiert, aus Zorn und Empörung heraus, wie Gerlinde Hacker erzählt: „Eine Kollegin und ich waren bei einem Symposium mit dem Thema Zukunft und Fair Pay in Kunst und Kultur, und wir saßen in einer Runde alter Herren, die über Hausrenovierungen redeten. Wir kamen uns vor wie im Mittelalter. Gender Pay Gap, zeitgenössische Literatur, Frauen in der Branche, Neoliberalismus und Patriarchat, das alles war null Thema. Also haben wir uns in den nächsten Gastgarten verabschiedet und gesagt: ‚So, wir machen jetzt etwas‘“.
Neben den jährlichen Ausschreibungen betreibt der Verein Online-Schreibgruppen in deutscher und englischer Sprache (manche für Frauen, manche für alle Geschlechter), eine feministische Theoriegruppe und einen feministischen Lesekreis, um Werke weiblicher Autorinnen zu diskutieren. „In unseren Gruppen sind Frauen die schreiben und Autorinnen von 17 bis 70 – eine unglaubliche Befruchtung, weil ganz Junge und ganz Alte hinhören, im Sinne von ‚was interessiert die, was die anderen?‘, und diesen Austausch zu sehen, ist extrem inspirierend“.
Seit jeher suggerieren Schulunterricht, Rezensionsschriften, die Liste an Literaturnobelpreisträger*innen, Frauen würden weniger bzw. qualitativ minderwertiger schreiben. Ein aktuelles Projekt der #igfem besteht in dem Entwurf einer feministischen Literaturliste für den Deutschunterricht in Unter- und Oberstufe, die nach Fertigstellung an das Bildungsministerium, Bildungsdirektionen und Schulen übermittelt wird. Denn: 80 bis 100% der Bücher, welche in aktuellen Literaturlisten empfohlen und somit gelesen werden, stammen von „alten weißen Männern“. In einer Zeit, in der die Gleichstellung der Geschlechter auch in Österreich noch lange nicht erreicht ist, muss auch der Literaturbetrieb einen Beitrag leisten.
*
Lesung: Donnerstag 3. August 2023 Start: 18 Uhr 30
WeissNet. Lesung feministischer Autorinnen ≠igfem – IG feministische Autorinnen
Mortarapark, 20. Bezirk, im Rahmen des Kultursommers. Es lesen:
Gerlinde Hacker
Augusta Laar
Doro Pointner
Birgit Radeschnig

https://www.facebook.com/events/741924421015656/?ref=newsfeed
Anmeldungen nehmen wir gerne entgegen, sind aber nicht erforderlich: support@igfem.at. Wir freuen uns besonders, wenn ihr unseren Büchertisch besucht und euch mit uns vernetzt! Und anschliessend mitfeiert.
≠igfem
Review Literaturfestival störfeuer vom 29.6. bis 1.7.2023






Doro Pointner





















Fotocredits:Thomas Reinagl
Im Anschluss an die Lesung des ersten Tages gab es noch die Präsentation des Buchpodcasts „die Buch“ von Julia Ritter.
Am 1. Juli fand dann der Workshop „Schriftstellerinnen im Spiegel der Jahrhunderte“ von Elisabeth Hafner statt. Den Teilnehmerinnen standen nicht nur zahlreiche Unterlagen zur Verfügung, sie wurden von Elisabeth Hafner auch sicher und elegant durch die Jahrhunderte geführt. Übereinstimmend wurde um eine Fortsetzung gebeten.














Fotocredits: Gerlinde Hacker
Ankündigung Literaturfestival störfeuer von 29.6. bis 1.7.2023
Sich nicht daran gewöhnen, an die Rahmen, an die Beschwichtigungen. Frauen entwerfen sich selbst, Frauen schreiben die Welt, denn Literatur beschreibt nicht nur unsere Wirklichkeit, sondern bringt diese hervor. Die IG feministische Autorinnen ≠igfem, veranstaltet gemeinsam mit der GAV Grazer Autorinnen Autorenversammlung das Literaturfestival „störfeuer“.
Es lesen und performen:
29. Juni: Claudia Anderstag, Ingrid Draxl, Jasmin Gerstmayr, Judith Haunold, Waltraud Schopf-Suchy, Carina La Barca, Performance: Alexander Iwanov, Sheng-Fang Chiu, Gerlinde Hacker, Vorstellung des Podcasts „Die Buch. Der feministische Buchpodcast“
30. Juni: Corinna Dietrich, Gertraud Klemm, Augusta Laar, Ba Ossege, Dorothea Pointner,
Paula Römer, Sandra Weihs
Ort: Spektakel, Hamburgerstraße 14, 1050 Wien, Zeit: 19 Uhr
1.Juli: Elisabeth Hafner Workshop „Schriftstellerinnen im Spiegel der Jahrhunderte“ von 10 – 18 Uhr
Ort: Einsiedlerplatz 7, 1050 Wien, https://diegretl.at/
Mehr Infos und Vorstellung der Mitwirkenden: Lesungen 2023
Anmeldungen erbeten.
Kritische Literaturtage 2023
5. – 7. Mai 2023 die ≠igfem war mit einem Stand auf der KriLit KRITISCHE LITERATURTAGE vertreten und hat erfolgreich einen Teil der Lesungen bestritten!


Gerlinde Hacker und Waltraud Schopf Suchy

Corinna Dietrich


Ba Ossege

Paula Römer

Fotocredits:Thomas Reinagl
NEWS
Ergebnisse der Online Vernetzungsgruppe vom 28.4.2023:
Reise nach München zur Simone de Beauvoir https://www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellung/simone-de-beauvoir/ die ≠igfem organisiert einen Schreibausflug und lädt herzlich ein. Bei Interesse: Wir vernetzen uns auf einer Signal Gruppe, sende uns deine Telefonnummer und wir fügen dich dazu. Termin: 30. Mai bis 2. Juni.
Schreibausflug mit Führung zur Ingeborg Bachmann Ausstellung https://www.onb.ac.at/museen/literaturmuseum/sonderausstellungen/ingeborg-bachmann-eine-hommage die ≠igfem organisiert einen Schreibausflug am 18. Juni und lädt herzlich ein. Bei Interesse: Wir vernetzen uns auf einer Signal Gruppe, sende uns deine Telefonnummer und wir fügen dich dazu.
≠igfem-Schreibgruppen-BUCH, die ≠igfem gibt im Herbst zwei Bücher heraus, ein WeissNet und, wir laden Schreibgruppenteilnehmerinnen ihre Texte zu publizieren und sich mit uns auf Signal zu vernetzen, sende uns deine Telefonnummer und wir fügen dich dazu.
Das Schreibgruppen-BUCH wird ein gemeinsam erarbeitetes Buch der Publizierenden.
LESUNGSPLANUNGEN: Wir laden Autorinnen aus unseren Ausschreibungen und Schreibgruppen sich mit uns zu vernetzten und Lesungen zu planen. Aktuell: KriLit, störfeuer, igfem am kulturommer, herbstlesung. Wir vernetzen uns auf Signal.
Die Planungsgruppe für den Schreibworkshop in der Südsteiermark trifft sich auch auf Signal, für alle Interessierten bitte sich mit Telefonnummer zu melden. https://www.igfem.at/feministischer-lehrgang/eva-surma-frauen-schreiben-im-freiraum/
Für alle Unterstützerinnen, Mitgliederinnen und Gruppenteilnehmerinnen der ≠igfem bieten wir den Workshop von Elisabeth Hafner kostenlos an: https://www.igfem.at/feministischer-lehrgang/elisabeth-hafner-schriftstellerinnen-im-spiegel-der-jahrhunderte/
Gründung der ≠igfem spontan! Wir vernetzen uns auf Signal um gemeinsam feministische Filme, Ausstellungen, Vorträge, etc. gemeinsam zu besuchen, gestalten, diskutieren, be-schreiben zu können. Schwerpunkt Wien, aber wir expandieren!
Constanze Ruhm macht sich in ihrer neuesten Ausstellung auf die Suche nach einem feministischen Sehen sowie der Zerschlagung patriarchaler Blick- und Bildregime. Dabei hinterfragt sie, welche Verbindungslinien zu historischen Momenten und Figuren der feministischen Bewegungen wiederaufgenommen und in die Zukunft projiziert werden können. Den zerbrochenen Spiegel wählt die Künstlerin als Figur, visuelle Metapher und Grundriss der Ausstellung im Belvedere 21. Er steht hier für vieles: die Zerstörung eines Schönheitsideals, das sich im Spiegelbild und in dessen permanenter Überprüfung ausdrückt; die Fragmentierung einer linearen Zeitlichkeit; die schmerzhafte Zerschlagung eines weiblichen Selbstbildnisses durch Gewalteinwirkung, verbunden mit der Suche nach einer erst neu zu findenden Konstellation, die immer offen und fragmentarisch bleiben muss.
Sehenswert: https://www.belvedere.at/constanze-ruhm
≠igfem spontan
WERK X, Sa 13. Mai 2023, 18.00 Uhr
„ICH WILL KEIN THEATER, ICH WILL EIN ANDERES THEATER“– Alle 4 Inszenierungen an einem Abend Texte von Elfriede Jelinek inszeniert von Gintersdorfer/Klaßen, Miloš Lolić, Thirza Bruncken & Angela Richter in einem Raum von Katrina Daschner
https://werk-x.at/premieren/ich-will-kein-theater-ich-will-ein-anderes-theater-at/
Kontakt: support@igfem.at oder direkt über signal +436643405743
An wen wir uns erinnern werden
Eine geschlechtsbezogene quantitative Analyse zu Nachrufen auf Personen des Literaturbetriebs im Jahr 2020 Von Antonia Sophie Porst
Artikelanzahl nach Geschlecht

Die ≠igfem unterstützt den OPEN CALL von Anna Swierczynska
BUCHKONZEPT – Den alten, vergessenen Fotografien eine neue Erinnerung geben!
Einreichungen und/oder bei weiteren Fragen, bitte per Mail melden: anna@ausderwühlkiste.com oder swierczynska.ania@gmail.com
≠igfem WeissNet
Ausschreibung 2023 = ist geschlossen! Keine Einreichungen mehr möglich!
Liebe Literaturbegeisterte, Die IG feministische Autorinnen www.igfem.at, gegründet im Sommer 2019, hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, Autorinnen und ihre feministischen und gesellschaftskritischen Werke stärker sichtbar zu machen. Seit Dezember 2020 geben wir die Online-Publikation „WeissNet – Feministische Autorinnen“ auf der www.igfem.at heraus. Dazu laden wir Autorinnen herzlich ein, feministische, gesellschafts- und/oder sprachkritische Texte einzureichen. Die Ausschreibung ist für alle literarischen Gattungen offen. Einsendeschluss ist der 1. Juni 2023 (um 23 Uhr 59).
Die Entscheidung der Jury wird zur gegebenen Zeit (Juli/August) auf der Homepage www.igfem.at veröffentlicht. Für die ausgewählten Texte erhalten die Autorinnen ein Honorar von voraussichtlich 200,– Euro. Setzen Sie Ihre eigenen Themen oder lassen Sie sich von unserem Ausschreibungstext anregen: Autorinnen positionieren sich politisch und stellen Fragen nach Zusammenhängen und Abhängigkeiten. Genderspezifische Framings und Erinnerungspraktiken sollen künstlerisch aufgebrochen werden. Einem feministischen Narrativ und den Sichtweisen von Frauen soll im öffentlichen Diskurs mehr Raum zukommen. Außergewöhnliche Texte sind erwünscht, im Sinne von sich nicht daran gewöhnen, an die Rahmen, an die Beschwichtigungen. Frauen entwerfen sich selbst, Frauen schreiben die Welt, denn Literatur beschreibt nicht nur unsere Wirklichkeit, sondern bringt diese hervor.
Teilnahmeberechtigt:
● Autorinnen ab 18 Jahren, die in eigener Entscheidung und Verantwortung Texte einreichen können und dürfen.
● Pro Autorin ist nur eine Einreichung möglich. Die Ausschreibung ist für alle literarischen Gattungen offen. Teilnahmeberechtigt sind österreichische oder in Österreich lebende Autorinnen. Der Text muss in Deutsch verfasst sein.
● Textumfang maximal 8.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen). Es gibt keinen Mindestumfang.
● Die Unterlagen werden nicht retourniert.
● Mit der Einreichung stimmen Sie einer Veröffentlichung zu. Die Autorinnen behalten alle Rechte am Text. Es besteht lediglich die Einräumung des nicht ausschließlichen Rechts zur Verwertung auf der Webseite www.igfem.at (elektronische Erfassung, Speicherung und Bearbeitung), als E-Book oder gegebenenfalls als einmaliges Abdruckrecht in einer Print-Ausgabe.
Texte, die keine Aufnahme ins WeissNet finden, werden nicht weitergegeben, alle Rechte bleiben bei den Autorinnen.
Sonstige Anforderungen an die Texte:
● Korrekturgelesene Texte, keine Urheberrechtsverletzungen (Haftung liegt bei der Einreichenden). ● Die Texte werden von einer Jury anonym bewertet.
Zur Information:
● Einsendungen, welche die oben genannten Kriterien nicht erfüllen, werden von der Jury nicht berücksichtigt.
● Es ergeht eine online Bestätigung bei Abgabe. Die Nominierten werden per Mail benachrichtigt.
● Es werden keine Absagen verschickt, die Nominierungsliste wird auf der Website: www.igfem.at bekannt gegeben.
● Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Es besteht kein Anspruch auf Förderung.
Online Abgabe ausschließlich hier:
https://form.jotform.com/officeigfem/einreichung-weissnet-2023

Eventuell hilfreich:
https://www.igfem.at/internetz-frauen/feministische-theoriegruppe/
BMKÖS: Gender Report im Bereich Kunst und Kultur
#GenderGap
Stakeholder:innen Workshop am 23. Februar 2023. Es gibt einen „Politischer Auftrag“ mit der Entschließung des Nationalrats vom 11.12.2020:
Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert, einen Gender Report für den Bereich Kunst und Kultur in Auftrag zu geben und zukünftig alle fünf Jahre zu veröffentlichen, um evidenzbasierte Gleichbehandlungspolitik zu ermöglichen.
Wir laden alle Autorinnen ein, sich an diesem Prozess zu beteiligen und ihn kritische mitzubestimmen!
Ansichten einer Praktikantin
Mein Name ist Cara Kindler und seit Anfang Dezember 2022 bin ich bei der IGfem als Praktikantin tätig. Ich bin ganz zufällig auf den Verein gestoßen und hab mir gedacht, ich probier mein Glück – vielleicht können sie mich ja brauchen. Und tatsächlich bin ich sofort aufgenommen worden. Ich war von Anfang an überzeugt von der Arbeit, die hier bei der IGfem gemacht wird.
Während des Praktikums durfte ich erfahren, was kreatives und freies Arbeiten bedeutet. Von Artikel schreiben bis Social-Media-Arbeit war alles dabei. Und ich habe mir auch ein neues Hobby zugelegt – Poetry!
Bevor ich hier also einen langweiligen Text über mein Praktikum schreibe, habe ich euch das mitgebracht:
Die IGfem
Viele meiner Freunde halten mich für plem-plem
Sie verstehen nicht, warum ich mich einsetze bei der IGfem.
gebraucht werden hier Phrasen wie „feministische Agenda im Literaturbetrieb“
mittlerweile hab ich auch diese großen Phrasen lieb.
Denn am Anfang hab ich mich vor Ihnen erschrocken
kann ich ihn Schlucken, den riesigen Wissensbrocken?
Ich hab dann beschlossen – ja ich kann
und mit der Hilfe meiner Kolleginnen schaff ich es dann irgendwann;
Feminismus ist nämlich kein Thema, das man von heute auf morgen versteht,
viele Klischees, viele Fake-News, vieles wird uns Frauen im Mund herumgedreht,
dass wir uns einsetzten für Gleichberechtigung, wird oft übersehen,
viel Hass von außen am Weg, den wir seit Jahrzehnten gehen.
Und da steh ich schon vorm ersten Problem in meinem Kopf
Wieso schmeißt man alle Frauen, die sich für Ihre Rechte einsetzen, in denselben Topf?
ich behaupte doch auch nicht, dass alle Männer gewalttätig sind,
oder dass Frauen in der Gesellschaft abgeben, das bessere Bild.
Für diese Fragen gibt es bei der IGfem freien Raum
ich trau mich über den Tellerrand hinauszuschauen
und mich einzusetzen für ein Thema, das mein Interesse weckt,
während ich entdeck, was alles in mir steckt.
Ich hab in ein paar Monaten schon einiges gelernt
doch von vielem bin ich noch weit entfernt.
enorme Weiten bringt „Feminismus“ mit sich
dort tiefer einzutauchen ist der nächste Schritt für mich.
Cara Kindler
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Herzliche EINLADUNG zum FRAUEN Fest, mit einer Lesung der
IG feministische Autorinnen!

InterNetz. Frauen
Der IG Feministische Autorinnen ist es ein großes Anliegen, so vielen Menschen als möglich die Nutzung der Vorteile digitaler Technologien, den Zugang zu Kultur und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen zu ermöglichen. Um diese Ziele miteinander zu vereinen, wurde das Projekt InterNetz. Frauen ins Leben gerufen, in dessen Zentrum die Förderung des digitalen Austauschs von Mädchen und Frauen unterschiedlichster Altersgruppen über das Medium Literatur/Sprache steht. Vom 1. Februar 2023 bis 31. Jänner 2024 organisiert ≠igfem über JitsiMeet eine digitale Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen die Teilnehmerinnen über literarische und theoretische Werke von Frauen diskutieren, selbst an Texten arbeiten und sich mit anderen Literaturinteressierten vernetzen können. Bei dem Aufbau und der Bedienung der nötigen Infrastruktur wird von Seiten der Workshopleiterinnen gerne unterstützt. Hier geht es zu unserer Übersicht: https://www.igfem.at/internetz-frauen/
Und hier direkt zu den Angeboten:
online-Schreibgruppen für Beginnende und Fortgschrittene,
online-Lektüregruppen : feministischer Lesekreis und feministische Theoriegruppe
online-Vernetzungstreffen für Autorinnen und Interessierte
Coming up: READ ME online english writing group
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Nachrichten von der rhetorischen Emanzipation vs. gelebter Praxis:

Gestern gab es einen Stakeholder Workshop des BMKÖS mit OGM zum Thema „Gender Report im Bereich Kunst und Kultur“ die ≠igfem war (leider) die einzige Organisation aus dem Literaturbereich.
Herzliche Gratulation!
Wir freuen uns, die 33 Gewinnerinnen der Ausschreibung „WeissNet 2022“ bekannt geben zu dürfen:
Julia Knaß
Jennifer Sommer
Katharina Levashova
Lisa-Viktoria Niederberger
Regina Rechsteiner
Nina Perendi
Magdalena Stammler
Mercedes Spannagel
Anna Ladurner
Britta Badura
Judith Haunold
Katharina J. Ferner
Nadine Bösch
Annette Böhler
Ingrid Jez
Johanna Schmidt
Maria Alraune Hoppe
Eva Surma
Margit Heumann
Mira Vokshi
Sabine Grohs
Clementine Skorpil
Natalie von Marschalck
Nicole Makarewicz
Katharina Körting
Monika Gentner
Clara Felis
Julia Frau Weide-Wurzenberger
Birgit Radeschnig
Manon Adelsberger
Barbara Rieger
Magdalena Hutter
Viki Kühn
(zufällige Reihenfolge, Ergänzungen kommen noch)
Hier findet ihr kurze Textauszüge, Videos und Biografien der Gewinnerinnen!
Ein großes Dankeschön zudem an alle Jurorinnen dieser bzw. vergangener Ausschreibungen:
Petra Ganglbauer, Autorin, Präsidentin des BÖS, vormalige Präsidentin der GAV
Veronika Steinböck, künstlerische Leiterin Kosmostheater, Wie
Dr.in Marlen Schachinger, Autorin, Filmemacherin, Regisseurin
Mag.a Dr.in Veronika Schuchter, Literwissenschaftlerin, Uni Innsbruck
Mag.a Marilies Jagsch, Lektorin Kremayr & Scheriau Verlag, Autorin, Musikerin
Mag.a Jessica Beer, Progammleiterin Residenz Verlag
Dr.in Monika Vasik, Autorin, GAV-Mitglied
Mag.a Nicole Mahal, Autorin, Literaturwissenschaftlerin
Mag.a Christine Steindorfer, Autorin, Coach
Dr. in Monika Jarosch, aep Innsbruck
Mag.a Susanne Teutsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin Jelinek Forschungsplattform
Sabrina Weinzettl, MA, wissenschaftliche Mitarbeiterin Jelinek Forschungsplattform
Beate Hausbichler, feministische Journalistin, DerStandard
Mag.a Tatjana Griessler, Jelinek Forschungsplattform
Verena Dolovai, Autorin
Elisabeth Hafner, Autorin
Marie-Rose Rodewald-Cerha, geschäftsführende Vizepräsidentin von Literatur Vorarlberg
Die ÖVP und die Gewalt an Frauen
Nicht neu ist das Phänomen, dass sich rechtskonservative Parteien immer dann gegen sexualisierte Gewalt positionieren und zu Verfechtern von „Frauenrechten“ aufschwingen, wenn sie damit die weiße, österreichische Frau vor der vermeintlichen Gefahr migrantischer Männer schützen wollen. Dass dahinter weniger feministische, als rassistische Anliegen liegen, ist nicht schwer zu erkennen, was die ÖVP jedoch nicht daran hindert, Gewalt gegen Frauen offen als „Problem der Migration“ zu betiteln. Den aufmerksamen Beobachter*innen oberösterreichischer Lokalpolitik stellt sich daraufhin die Frage, woher denn Jürgen Höckner (ÖVP) nach Scharten migriert ist, wo er trotz Verurteilung wegen Vergewaltigung letztes Jahr als Bürgermeister wiedergewählt wurde. Inzwischen wurde Höckner durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes rechtskräftig schuldig gesprochen, was jedoch die oberösterreichische Landesregierung nicht davon abhalten konnte, ihm danach noch eine Ehrenurkunde für sein „großartige[s] Engagement für die Regionalentwicklung des Landes Oberösterreich“ zu überreichen. Eine Distanzierung von Höckner oder eine Verurteilung seiner Straftat durch die ÖVP bleibt nach wie vor aus. Stattdessen argumentiert die ÖVP-Agrarlandesrätin, die Vergewaltigung „sei die eine Sache. Die andere Sache ist, was er in der Region gemeinsam mit vielen anderen entwickelt hat. Auf das baut die Region auf. Dafür gilt der Dank“. Das Problem daran ist, dass die Region offensichtlich auch auf patriarchalen, männerbündischen und offen rassistischen Strukturen aufbaut. Strukturen, die es nicht nur ermöglichen, dass Männer wie Jürgen Höckner eine Vergewaltigung begehen können, sogar rechtskräftig dafür verurteilt werden – was schon eine Rarität darstellt, weil Frauen erstens viele Hürden in den Weg gelegt werden, eine Vergewaltigung überhaupt zur Anzeige zu bringen, und zweitens, weil auch das Justizsystem bei der Feststellung der Schuld durch patriarchale Strukturen geprägt ist – und es dennoch nichts an seinem Ansehen als ÖVP-Lokalpolitiker ändert, ja dieses sogar bekräftigt wird. Es legt auf tragisch-komische Weise den offenen Sexismus und Rassismus der ÖVP und großer Teile der österreichischen Gesellschaft offen. Eine Gesellschaft, in der wir so nicht leben wollen, es niemals sicher oder frei könnten. Wir müssen daher lautstark reagieren, uns empören und nach den Rechten verlangen, die Frauen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Ethnie, ihrer Klasse oder ihrer sexuellen Orientierung verdient haben und welche ihnen trotz formaler rechtlicher Verankerung verwehrt werden. Solange sich in unserer Gesellschaft, in unseren Ortsvereinen, Rathäusern, Gasthäusern, unseren eigenen Familien nicht endlich ein feministisches Narrativ verankert, welches patriarchale Gewalt verurteilt und nicht duldet, jedes vermeintliche Engagement für Frauenrechte, das lediglich von Nationalismus geprägt ist und an vorhandenen Machtstrukturen nichts verändern will, als heuchlerisch entlarvt, wird keine von uns befreit sein. Auch nicht die weiße oberösterreichische Hausfrau, welche der ÖVP besonders am Herzen zu liegen scheint, wenn sie vor durch Migration drohender Gewalt beschützt werden soll. Nicht aber, wenn der Täter aus den eigenen Reihen kommt. Sich auf die ÖVP zu verlassen, wenn es um die Bekämpfung patriarchaler Gewalt geht, erschien noch nie eine gute Idee. Spätestens jetzt hat sie sich jedoch selbst entlarvt: nicht nur als Aufrechterhalterin der Strukturen, welche die Gewalt ermöglichen und begünstigen, sondern auch als Hervorbringerin derselben – als Täter(in).
16 Tage Gewalt gegen Frauen
Vom 25. 11. bis zum 10. 12. werden im Rahmen der „16 Tage Gewalt gegen Frauen“ das Ausmaß und die Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen thematisiert. Höchste Zeit, finden wir von ≠igfem. Immerhin ist jede 5. Frau in Österreich körperlicher und/oder sexueller Gewalt, jede 3. sexueller Belästigung ausgesetzt. 2021 wurden in Österreich 29 Morde an Frauen von (Ex-)Partnern oder Familienmitgliedern verübt. Im Jahr 2022 verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik bereits 28 Opfer von Femiziden! Die Covid-19-Pandemie hat die Gewalt gegen Frauen nicht nur in die Höhe getrieben, sondern erschwert es den Betroffenen durch die aus ihr resultierende ökonomische Krise und die durch diese bedingte Abhängigkeit von den Tätern, einen Ausweg aus der Gewalt zu finden.
Der Zuspitzung patriarchaler Gewalt zum Trotz ist diese nach wie vor ein tabuisiertes Thema, das im öffentlichen Diskurs kaum präsent ist. Auch seitens der österreichischen Politik sind wirksame Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen vor dieser zu vermissen. Als IG feministische Autorinnen sind wir davon überzeugt, dass Gewalt gegen Frauen als ein strukturelles Problem erkannt und behandelt werden muss. Folglich ist es notwendig, die Rahmenbedingungen von Gewalt zu erforschen und entsprechend Handlungen zu setzen. Diese beginnt, wo die Betroffenen keine Stimme haben, ihnen die Möglichkeit zu sprechen genommen wird. Die Frage, wessen Geschichte erzählt und welche verschwiegen wird ist in erster Linie eine Machtfrage: Sprache ist ein macht- und potentiell gewaltvolles Instrument, welches dazu benutzt wird, Gewalt gegen Frauen zu normalisieren, indem etwa Femizide medial als „Beziehungsdramen“ inszeniert und männliche Eifersucht und Besitzansprüche romantisiert und legitimiert werden, und Empathie mit ihnen zu verhindern, indem die Verantwortung von den Tätern auf die Opfer verlagert wird. Aus diesem Grund müssen weibliche Perspektiven im öffentlichen Diskurs sicht- und hörbar werden. Voraussetzung hierfür, ist die Schaffung und Verbreitung eines feministischen Narratives in allen gesellschaftlichen Sphären.
Literatur kann hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie ermöglicht es Frauen, sich selbst neu zu entwerfen, verdrängte Geschichten zu erzählen und patriarchale Konventionen zu überwinden. Sie lässt uns neue Perspektiven einnehmen und schafft somit ein Näheverhältnis, welches die Grundlage für Empathie darstellt. Die Prävention von Gewalt gegen Frauen fängt in der Sprache an – einer Sprache, welche nicht unreflektiert übernommen wird und nicht beständig die gleiche patriarchale Erzählung wiedergibt, sondern Lebensrealitäten und -möglichkeiten von Frauen in den Blick nimmt und einem Narrativ der Gleichberechtigung folgt. Nur wenn dieser Zusammenhang erkannt und benannt wird, können wir uns effektiv für eine Gesellschaft einsetzen, in der es allen möglich ist, gut und sicher zu leben – so, wie wir es in literarischen Entwürfen bereits jetzt imaginieren können.
SCHREIBGRUPPENAKTION

Laut einer aktuellen SORA-Umfrage ist in Österreich bereits jede_r Zweite angesichts der inflationsbedingten Teuerungen zu Einsparungen gezwungen. ≠igfem möchte so vielen Menschen als möglich den Zugang zu Kultur zu ermöglichen. Deshalb ist die Teilnahme an unserer Buch-, Theorie- und Vernetzungsgruppe kostenlos. Bis Jahresende bieten wir aufgrund der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise zusätzlich unsere Schreibgruppen für Neueinsteigerinnen unentgeltlich an!
🖋 Jeden Montag 18:00 – 20:00 für Fortgeschrittene
🖋 Jeden 2. Donnerstag 17:00 – 19:00 für Beginnende
🖋 Jeden 2. Donnerstag 14:00 – 16:00 für Beginnende & Fortgeschrittene
🖋 JETZT NEU: 16. 12. internationale Schreib- und Vernetzungsgruppe in englischer Sprache
Schreibt uns heute noch eine E-Mail an support@igfem.at, um euch anzumelden. Wir freuen uns auf euch!
Betrachtungen einer Jurorin
In einer Woche ist es endlich so weit: Die Gewinnerinnen der Ausschreibung WeissNet 2022 werden bekanntgegeben. Als kleinen Vorgeschmack hat Marie-Rose Rodewald-Cerha ihre Eindrücke zur Jurorinnentätigkeit zusammengefasst:
Ich war das erste Mal in der Jury für „WeissNet 2022. Feministisch. Texte von Autorinnen“, hatte keine Ahnung, wer die anderen Jurorinnen waren oder wie sich die Sitzungen mit ihnen gestalten würden. Tatsächlich fanden diese online statt. Das war eine gänzlich neue Erfahrung, hatte ich doch über 20 Jahre an vielen Jurysitzungen zu etlichen Wettbewerben teilgenommen. Zu meiner Überraschung konnte ich mich rasch an diese Bildschirmsituation gewöhnen und die Ernsthaftigkeit, mit der diskutiert wurde, litt nicht an der distanzierenden Virtualität. Ich war erleichtert!
Denn worum geht es bei der Jurorinnentätigkeit? Immer wieder ist die Rede von Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Wettbewerben. Doch ist das realistisch? Natürlich werden Maßstäbe angesetzt, Kriterien erhoben – inhaltlich, stilistisch, sprachlich, anhand derer sich die Jurorinnen orientieren. Letztlich entscheidet aber immer die Wirkung des Gelesenen auf die Leserin, und diese ist eben individuell verschieden. Ich kann einem ausgewählten Text einer Jurorin aus verschiedenen Gesichtspunkten etwas abgewinnen, gefallen muss er mir deswegen nicht. Umgekehrt versuche ich meine Kolleginnen für meine Auswahl zu gewinnen, indem ich überzeugend argumentiere. Wenn mehrere Menschen sich viele Stunden und Tage mit Texten auseinandersetzen und sich schließlich nach hartem Ringen eins werden, welchen die Trophäe gebührt, so ist das ein Akt größter Wertschätzung der Literatur gegenüber und geschieht immer zum Nutzen derselben. Insofern ist es nie schwierig eine Preisvergabe zu legitimieren.
Beim feministischen Schreiben kommen noch eine Reihe von Aspekten dazu. Es genügt nicht, sich Inhalten zu bemächtigen, die bislang keinen Eingang in die Literatur gefunden haben. Ich schaue darauf, wie reflektiert sich der Text feministischer Sprachpraxis bedient. Wie geht er mit Sexismus, Machtverhältnissen, Diskriminierung etc. um? Wie mutig werden Sprachpraktiken ausprobiert und brechen damit bestehende Schreibnormen auf? Feministisches Schreiben ist auch ein Projekt, das immer wieder hinterfragt und weiterentwickelt werden muss. Ein Wettbewerb lädt zum Schreiben ein. Wie wichtig es ist, dass Frauen ihre Stimme erheben, schrieb Julya Rabinowich neulich in einem Essay: „Die Geschichte der Welt ist unter Frauenhaut festgehalten. Auf ihr. In ihr. Sie muss gelesen und verstanden werden. Nie sind Frauen mächtiger, als wenn sie sich das Recht nehmen. Das Wort.“ So gesehen ist die Verleihung des Bachmannpreises 2022 ein schönes Signal: Im Text der Gewinnerin geht es um aktives Handeln und um die Selbstermächtigung der Schreibenden.
Auch wenn viel Arbeit dahintersteckt, hat mich Jurorinnentätigkeit auch immer bereichert. Ich habe viel über Sprache gelernt und beobachtet. Und bald waren mir die auf den ersten Blick „kryptischen“ Texte die liebsten. Da konnte ich mir oft und gern die Zähne daran ausbeißen. Der Autorin oder dem Autor auf die Schliche zu kommen ist genüsslich und nachhaltig wie jegliche Beschäftigung mit Sprache. Wie wohl die Beschäftigung mit Literatur für alle Menschen ratsam ist. Die sublime Herangehensweise an die Welt und ihrer Beschreibung erweitert das Blickfeld der Leser:innen und stellt immer deren Sprachgebrauch in Frage. Die Reflexion darüber kann die eigene Sprache verändern, sie empathischer werden lassen, was unweigerlich zu mehr Diskurs und Verständnis untereinander beiträgt.
Ich glaube an die Wirkmächtigkeit von Sprache im Allgemeinen und ganz besonders der im künstlerischen Gebrauch. Ein Wettbewerb ist Anreiz für viele, sich mit Sprache zu beschäftigen, was wiederum ein Akt der Emanzipation darstellt – in unserem Fall daher im doppelten Sinn. Gerne stelle ich mich immer wieder zur Verfügung, diese Bestrebungen zu unterstützen.
Equal Pension Day
Am 3. August haben Männer bereits jene Pension erhalten, die Frauen bis zum Ende des Jahres erhalten werden. Es bedeutet, dass Frauen ca. 40% – teilweise sogar bis 1/3 – der Männer-Pension erhalten.

Zu den Gründen zählen altbekannte Missstände:
- Abstrafen der Lebensentwürfe von Frauen
- unbezahlte Care-Arbeit
- Bruttolöhne, welche 20% unter jenen der Männer liegen
- Erzwungene Teilzeit
- Einkommen die nur 60% der durchschnittlichen Männereinkommen ausmachen
- das neoliberale Wirtschaftssystem etc.
Primär ist die Verantwortung aber in der Politik zu suchen! Als Regierungen, vor noch nicht allzu langer Zeit, Pensionsreformen beschlossen, ignorierten sie vorsätzlich die Lebensrealitäten von Frauen mit der Auswirkung, dass Frauenpensionen um bis zu 50% gekürzt wurden. Mit dem Wissen, dass ein Berechnungszeitraum von 40 statt 15 Jahren Frauen in die Altersarmut schickt haben Regierende und Sozialpartner (Arbeiterkammer, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Industriellenvereinigung etc.) dieser Reform zugestimmt.
Als IG feministische Autorinnen sehen wir unsere Aufgabe unter anderem darin, ungleiche Bedingungen wie diese durch feministische Öffentlichkeitsarbeit aufzuzeigen. Speziell für den Literaturbetrieb fordern wir eine höhere Präsenz von Frauen (mit feministischen Haltungen) in Führungspositionen, Redaktionen von Verlagen und Medien sowie Jurys und Gremien, die Verringerung bzw. Schließung des Gender Pay Gaps, welcher im Literaturbetrieb rund 25% beträgt und Ehrenpensionen für einkommensschwache Autorinnen! Gleichzeitig stellen wir einen Großteil unseres Angebots kostenlos bzw. -günstig zur Verfügung, um insbesondere Einkommensschwache Schriftstellerinnen und Kulturinteressierte (vor allem in Zeiten inflationsbedingter Teuerungen) zu unterstützen.